„Staffelsee-Stimmung“, 09_083
1942, Öl auf Leinwand, 162x110 cm

Einen Großteil seines Lebens verbrachte Robert Büchtger in München, wohin er 1898/99 aus St. Petersburg übersiedelte. München war zu dieser Zeit ein starker Anziehungspunkt für Künstler aus aller Welt, insbesondere aus Osteuropa. Hier schloss er sich der Münchner Künstlergenossenschaft an, auf deren Jahresausstellungen im Glaspalast Büchtger regelmäßig ausstellte.
Der Künstlergenossenschaft blieb Büchtger auch weiterhin treu. Weder pflegte er nachweislich Kontakte zur Secession noch zu den russisch geprägten Künstlerkreisen Münchens. Dem entsprachen der realistische Stil seiner Malerei und die Wahl seiner Motive. Seine meist großformatigen Ölgemälde stellten bayerische Volkstypen, Landschaften und Seen dar. Russische Motive tauchten nur noch gelegentlich in seinem Werk auf.
Mit seinen heimat- und volksnahen Motiven entsprach das Werk Büchtgers dem Kunstgeschmack der Nationalsozialisten, die München nach 1933 zu einem Schwerpunkt der Kunstszene entwickelten. Zu einem Zentrum der Kunst im NS-Staat entwickelte sich das 1937 eröffnete Haus der Kunst, in dem zwischen 1937 und 1944 die jährliche „Große Deutsche Kunstausstellung“ gezeigt wurde. Hier war Büchtger insgesamt viermal vertreten (1938, 1939, 1941, 1942). Da die Teilnahme an gerade diesen Ausstellungen besonders wichtig für die offizielle Anerkennung eines Künstlers war, kann man davon ausgehen, dass Büchtger in diesen Jahren ein renommierter Künstler war.
Das Gemälde „Staffelsee-Stimmung“ war offenbar für die Große Deutsche Kunstausstellung 1942 vorgesehen. Davon zeugt ein Aufkleber auf der Rückseite des Gemäldes. Dass Büchtger an dieser Ausstellung beteiligt war, bestätigen auch die Angaben in der GDK-Datenbank.
Allerdings wird hier ein Gemälde mit dem Titel „Staffelsee“ genannt und abgebildet, das eine andere Perspektive des bayerischen Sees zeigt. Dieses Gemälde befindet sich heute (unter dem Titel „Staffelsee mit Insel“) in einer Privatsammlung in Oberbayern. Gemäß Papenbrock/Saure war Büchtger 1942 gar nicht auf der GDK vertreten.
Der Aufkleber auf der Rückseite des Gemäldes gibt weiterhin Auskunft darüber, dass das Gemälde für 3.000 RM zum Verkauf stand. Offenbar wurde es nicht verkauft und kam zurück zu Büchtger. Heute befindet es sich in einer Berliner Privatsammlung.

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