„Ich habe nichts zu sagen, nur zu zeigen.“ Mit diesem Zitat von Walter Benjamin lässt sich der Rahmen dieses Online-Projektes (Stand: Dezember 2020) treffend umschreiben. Es geht um den deutsch-russischen Künstler Robert Büchtger (* 1862 St. Petersburg, † 1951 München), der viele Gemälde, Zeichnungen und Skizzen, dafür aber so gut wie keine Spuren in der Kunstgeschichte hinterlassen hat. Dieses Schicksal teilt er mit vielen anderen Malern, und doch spricht einiges dafür, dennoch auf diese Weise an Büchtger zu erinnern.
Da ist zunächst sein Lebensweg, der ihn von Russland nach Deutschland geführt hat, und der damit zwei Ausbildungswege, unterschiedliche künstlerische Milieus und Schulen verbindet. Vor diesem Hintergrund, dies ist der zweite Grund, sich mit Büchtger zu beschäftigen, lohnt sich die Auseinandersetzung mit seinem künstlerischen Schaffen anhand einzelner, bemerkenswerter Arbeiten. Drittens finden sich Bilder von Büchtger in sehr unterschiedlichen Sammlungen, öffentlich und privat sowie in Deutschland und vermutlich auch in Russland, was auf eine gewisse Wertschätzung seines Werkes schließen lässt. Und ein letzter Grund, sich für Büchtger zu interessieren, mag seine interdisziplinäre Familie sein. Während sein Vater zeitweise zu den Lieferanten seiner eigens entworfenen und in eigener Manufaktur hergestellten Möbel für den Zarenhof in St. Petersburg gehörte, versuchten sich sein Bruder und seine Nichte als Architekten in der russischen Hauptstadt. Büchtger selbst war in jungen Jahren ein erfolgreicher Eiskunstläufer und sein Sohn wurde ein in Musikkreisen hoch geschätzter Komponist Neuer Musik.
Dieses Puzzle von Leben und Werk Robert Büchtgers spiegelt sich in dem fragmentarischen Material wider, das sich von ihm erhalten hat. Es sind überwiegend (undatierte) Ölgemälde, aber auch sehr viele Zeichnungen, Holzschnitte und Skizzen, einige Familienfotos und Dokumente, ganz wenige Briefe. Einen persönlichen Nachlass gibt es nicht, nur Zufallsfunde, Bruchstücke und viele Lücken. Erweitert man den Rahmen, so kommen Kataloge und Verkaufsanzeigen von Galerien sowie sich teilweise widersprechende Eintragungen in einschlägigen Kunstlexika hinzu, Tondokumente von Werken seines Sohnes, wenige persönliche Erinnerungen und ein Stammbaum eines verwandten Ahnenforschers.
Dieser bruchstückhafte Befund ist Programm für diese Webpräsentation. Sie zeigt, was wir haben, dokumentiert, was wir wissen und lässt offen, was sich unserer Kenntnis entzieht. Ein wissenschaftlicher Anspruch kann damit nicht verbunden sein, vielmehr ist die Idee allein aus der Lust am Ausstellen geboren. Einige Bilder und Zeichnungen führen zu einzelnen Themen, geben Einblicke in Leben und Werk von Büchtger. Andere führen ins Leere. Die angegebenen Links stehen immer in Verbindung mit Büchtger, seinem Werk oder seiner Familie. Bewusst verzichtet habe ich auf eine allgemeine Verlinkung zu Themen und Personen der Kunstgeschichte, die Fachleute ohnehin besser kennen oder aufspüren können.

Die Bearbeitung der Website wurde 2021 nach dem Verkauf großer Teile der privaten Sammlung, die ihr zugrunde liegt, eingestellt. Das Werkverzeichnis gibt den Stand von Dezember 2020 wieder, wobei es bereits bis zu diesem Zeitpunkt unmöglich war, alle privaten Verkäufe und den Kunsthandel darin abzubilden. Es bleibt die Absicht des Projekts, einen Beitrag zur Dokumentation und Erforschung der deutsch-russischen Kunst- und Kulturbeziehungen am Beispiel des Malers Robert Büchtger geleistet zu haben.

Ich danke Frauke Mankartz (Berlin) und Natalja Ivanova (St. Petersburg) für ihre fachkundige Unterstützung bei den Recherchen.
Mein Dank gilt ferner der Städtischen Galerie im Lenbachhaus sowie allen Museen und privaten Eigentümern für ihre freundliche Kooperation bei der Erarbeitung des Projektes.