Schriftzug Jugend, 03_0139
o.D., Tusche auf Karton, 8,5x12,5 cm

„Mein Vater hat Tag und Nacht gemalt.“ Dieser Satz ist von seinem Sohn, Fritz Büchtger, überliefert und wird eindrucksvoll durch die schier unübersehbare Fülle an Zeichnungen und Skizzen bestätigt. Dabei hat Robert Büchtger jeden Schnipsel Papier genutzt, seine Eindrücke festzuhalten. Nicht selten finden sich kleine Studien auf Rückseiten von Dokumenten oder bedrucktem Papier.
Offenbar hegte er zeitweise den Wunsch, Zeichenlehrer in Russland zu werden. Dazu äußert sich Ilja Repin in einem Brief
vom 24.3.1903 an Marianne Werefkin:
"Büchtger geht irrtümlich davon aus, mit der bescheidenen und schwierigen Rolle eines Zeichenlehrers in Russland zufrieden zu sein, nach seiner Erfahrung freien Kunstschaffens in Europa wird er davonlaufen. Aber wenn er es unbedingt will, dann soll er eine Petition an den Rat der Akademie der Künste schicken, ich denke, den Titel wird er leicht bekommen. Es ist schwieriger, einen Platz zu bekommen. Es wird warten müssen.“
Die Zeichnung „Jugend“ ist möglicherweise ein Entwurf für die gleichnamige Zeitschrift. Die Kunst- und Literaturzeitschrift erschien in München zwischen 1896 und 1940 und gab dem „Jugendstil“ seinen Namen. In einigen seiner Arbeiten experimentierte Büchtger mit den neuen Formen und Elementen. Vgl. 09_073 und 15_036.
Die Begründer der Zeitschrift waren Georg Hirth und Fritz von Ostini, mit denen Büchtger vermutlich bekannt war. Hirth hatte 1892 die Abspaltung der Secession von der Münchner Künstlergenossenschaft unterstützt. Büchtger selbst blieb auch weiterhin der konservativen Kunst und Ausstellungspolitik der Künstlergenossenschaft verbunden, er war weder Mitglied der Secession noch übernahm er Elemente des Jugendstils in sein Werk.

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