
Portrait Maria Büchtger, 02_004
o.D., Öl auf Leinwand, 114x73 cm
Portraits nehmen einen großen Raum ein im Werk von Robert Büchtger. Davon zeugen
auch die zahllosen Skizzen von Gesichtern und Mimik. Zwar sind die meisten
Bilder nicht datiert, doch lässt sich vermuten, dass die russisch anmutenden
Köpfe überwiegend in die Frühphase, die bayerischen Portraits eher in die zweite
Hälfte seines Schaffens fallen. Eine Reihe von Studien (darunter der „Christuskopf“)
legt nahe, dass Büchtger an einem großformatigen religiösen Gemälde gearbeitet
hat (Vgl. Coburg 1903: „Christi Rückkehr aus der Wüste“).
Die Portraits in Öl sind durchweg von hoher Qualität und zeugen von der akademisch
geprägten Ausbildung Büchtgers. Seine Leidenschaft allerdings gehörte nicht
der Portraitmalerei, wie er in einem Brief an Ludwig Thoma von 1920 bekennt,
sondern der Landschaftsmalerei:
„[…] denn ich fühlte es nur zu gut, dass ich als Portraitmaler immer mehr,
auch gesundheitlich, herunterkam, und da musste ich mit dem, mir durch dumme
Verhältnisse und eigene Schwäche auferlegten Zwang brechen, um als Künstler
und als Mensch wieder freier zu werden. […] ich ging wie in jungen Anfängen
nach Erding und malte das, was mir gefiel, Landschaften einfachster Art mit
der Hingabe eines Jünglings. Und Du glaubst es gar nicht, wie ich auf diesem
einfachen Wege wieder Selbstvertrauen und Zuversicht fand und wie heilsam und
gut dieses wieder auf meine Gesundheit einwirkte!“
Ein Briefwechsel mit Josef Ruederer aus früheren Jahren (1908/1912/13), in
dem er den Schriftsteller immer wieder bat, ihm Modelle zu vermitteln belegt,
dass Büchtger sich der Portraitmalerei überwiegend aus finanziellen Gründen
widmete.
Das Bildnis seiner Frau Maria ist eines von vielen Gemälden, in denen Büchtger
seine Familie portraitiert hat. Es zeigt seine Frau in einer eleganten Aufmachung,
das dominierende Schwarz unterstreicht die Zartheit ihrer Gesichtszüge. Gedankenverloren
wendet sie den Blick vom Betrachter in die Ferne.
Die Ehe der Büchtgers wurde insbesondere in den ersten beiden Jahrzehnten nach
der Hochzeit auf eine harte Probe gestellt, da Büchtger praktisch kein Geld
verdiente. 1912 schrieb er an Josef Ruederer: „Ich sitze mit Frau und Kind
ohne Geld da und ich muss die Miete bezahlen. Da lief ich zum sogenannten Kunsthändler,
der stets kauft, aber auch danach bietet. Das Resultat war, dass ich den Kerl
fast rausgeschmissen habe. Sie können es sich gar nicht vorstellen, was diese
Leute in solchen Fällen bieten, und dieser Mensch bot mir nicht einmal Geld,
sondern Ringe und Uhren an.“
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