Zu diesem Thema habe ich im Juni einen Vortrag im Museum Berlin-Karlshorst gehalten. Während ich mich den historischen Ereignissen in Trostenez und der juristischen Aufarbeitung gewidmet habe, hat Astrid Sahm (IBB Dortmund und SWP) zur Erinnerung an diesen lange vergessenen Ort gesprochen. In der anschließenden Diskussion kamen die aktuellen Möglichkeiten einer Weiterentwicklung der Gedenkanlage und die Perspektiven für die Errichtung eines Informationsortes zur Sprache.
AKTUELLES – Kriegserinnerung
Bereits in dem sehr erfolgreichen (bereits 2. Auflage) Buch „Deutsche Krieger“ von Sönke Neitzel konnten sich mein Mann, Niels Janeke, und sein Urgroßvater Wilhelm (Wehrdienst 1892-1894 JgBtl 12 in Freiberg Sachsen) verewigen. Hierzu gibt es jetzt eine Fortsetzungsgeschichte mit dem ZDF-Dokumentarfilm von Sonja von Behrens „Deutschlands Soldaten“.
Erinnerungskultur, Geschichtspolitik, Gedenken an gefallene Soldaten und andere Kriegsopfer und die Bundeswehr – meine Themen sind zugleich die Themen des Volksbundes, in dessen Bundesvorstand ich im Oktober 2021 gewählt worden bin.
Meine jahrelang engen Beziehungen zu Belarus und Russland und die Tatsache, dass die deutsch-russischen Beziehungen auf einem neuen Tiefpunkt und die Lage in Belarus deprimierend sind, sind Gründe dafür. Jenseits der Tagespolitik macht mich das als Historikerin vor dem Hintergrund, was Deutsche und die Nachfolgestaaten der Sowjetunion nach 1945 zusammen erreicht haben, betroffen.
Mit meinem Engagement verbinde ich die Hoffnung, weiterhin in den postsowjetischen Raum zu reisen, um den Faden ich abreißen zu lassen. Dabei geht es keineswegs nur um deutsche Soldaten, sondern explizit auch um die Kriegstoten und Opfer der Partnerländer und gemeinsame Projekte zur Verständigung und Versöhnung.
Foto: VdK, Kassel (2021)
Mit erheblicher Verzögerung, nicht zuletzt wegen Corona, erscheint nun bald ein Sammelband der Universität Kiel zu einer Konferenz im Jahr 2019, in dem folgender Text von mir enthalten ist: „Great Patriotic War versus Nationalization: Remembrance and Commemoration in Belarusian Museums.“
Darin geht es um den geplanten Neubau für das Nationale Historische Museum von Belarus in Mink, der allerdings auf unbekannte Zeit verschoben ist.
Mittwoch, 13. Mai 2020, 18.30 Uhr, Moskauer Zeit – online
Unter diesem Titel wird die zweite Veranstaltung im Rahmen der Moskauer Gespräche des Deutsch-Russischen Forums im online-Format nachgeholt, die ursprünglich für den 26. März geplant war und wegen Corona ausgefallen ist. Gemeinsam mit Irina Scherbakowa, Vorsitzende des Rates des Wissenschafts-, Informations- und Bildungszentrums „Memorial“, Pavel Polian, Direktor des Mandelstam-Zentrums, HSE Moskau und Arina Nemkowa, Leiterin der Stiftung zur Förderung und Entwicklung deutsch-russischer Beziehungen „Deutsch-russisches Begegnungszentrum“, St. Petersburg werden wir per Zoom diskutieren. U.a. soll es um die unterschiedlichen Erinnerungskulturen in Russland und Deutschland und die Frage gehen, welchen Beitrag Museen und Ausstellungen 75 Jahre nach dem Ende Krieges leisten können, gegenseitiges Vertrauen zurückzugewinnen.
Diskutieren Sie mit! Unter diesem Link können Sie sich anmelden. Sie erhalten per Email Ihren individuellen Zugang zur Web-Veranstaltung auf der Konferenz-Plattform RSI.
https://www.deutsch-russisches-forum.de/moskauer-gespraech-am-13-mai/3222798
Foto: K. Janeke
In diesem und dem nächsten Jahr wird das Gebäude, eines der letzten auf dem Gebiet des ehemaligen Minsker Ghettos, mit Mitteln des Auswärtigen Amtes baulich instandgesetzt. Parallel erarbeiten wir eine Konzeption für die Gestaltung der Innenräume – eine Dauerausstellung, die über den Ort, das Ghetto und die Erinnerung daran informiert, eine verbesserte Bildungsarbeit mit Besuchern und Gruppen ermöglicht sowie weiterhin Gespräche und Begegnungen mit den letzten Zeitzeugen ermöglicht. Auf diese Weise soll die Geschichtswerkstatt als Lernort weiter professionalisiert und in internationale Netzwerke eingebunden werden. Gemeinsam mit der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, der Architektin Galina Lewina und der Ausstellungsgestalterin Susanne Benzing haben wir beim ersten Online-Workshop Ende Mai mit der Arbeit begonnen und den Grundstein für die zukünftige Ausstellung gelegt.
Foto: K. Janeke
Bei seinem Besuch im Sommer 2018 zur Einweihung der Gedenklandschaft in der Blagowschtschina auf dem Gelände der ehemaligen Vernichtungsstätte Maly Trostenez hat Bundespräsident Steinmeiner mit Alexander Lukaschenko über den Verkauf der Geschichtswerkstatt an die IBB Minsk gesprochen. Jetzt ist es soweit: Seit dem 27. Februar ist die deutsch-belarussische Bildungs- und Begegnungsstätte Eigentümerin eines der letzten historischen Gebäude des Minsker Ghettos, in dem sich seitt 2003 die Geschichtswerkstatt befindet.
In diesem und dem nächsten Jahr wird das Haus mit Mitteln des Auswärtigen Amtes baulich instand gesetzt und erhält eine moderne Dauerausstellung. Sie ist Teil des Konzepts, diesen historischen Lernort weiter zu professionalisieren und in internationale Netzwerke einzubinden. Gemeinsam mit der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, der Architektin Galina Lewina und einem Ausstellungsgestalter werden wir in den nächsten Monaten eine Konzeption für die Ausstellung entwickeln, die im kommenden Jahr realisiert werden soll.
Abbildung: http://www.gwminsk.com/
Auf Einladung der Universität und des Jüdischen Museums in Augsburg werde ich im Rahmen des „Kolloquiums Kunst- und Kulturgeschichte“ am 29. Januar des neuen Jahres im Jüdischen Museum Augsburg Schwaben einen Vortrag über den „Holocaust in der Erinnerungskultur von Weißrussland“ halten.
Foto: K. Janeke. Die gelben Zettel in Trostenec erinnern an die aus Österreich hierher deportierten Juden.
Die aktuelle Debatte um ein Denkmal für die polnischen Opfer des NS-Vernichtungskrieges in Berlin findet im Kontext der Erinnerung an den 80. Jahrestag des Kriegsbeginns am 1. September 1939 statt. Diesem voraus ging der Hitler-Stalin-Pakt mit einem Zusatzprotokoll. Darin verständigten sich Hitler und Stalin über ihre zukünftigen Einflusssphären in Europa und die Aufteilung Polens. Die Folge waren der Überfall der Wehrmacht auf Polen am 1. September und die Besatzung Ostpolens durch die Sowjetunion am 17. September 1939.
Der Kriegseintritt der Sowjetunion und die sich daraus ergebenden Folgen für die ostpolnischen Gebiete finden in der gegenwärtigen Diskussion nur wenig Aufmerksamkeit. Dieses, heute noch in Belarus als „Wiedervereinigung“ erinnerte Datum ist Gegenstand meines Interviews mit Sven Felix Kellerhoff.
Meine aktuelle Vortragstätigkeit zur Geschichte und Erinnerungskultur des Vernichtungsortes Trostenez, Minsk/Belarus umfasst folgende Konferenzen:
- Internationale Tagung „Deutschland und Belarus“ an der Historischen Fakultät der Linguistischen Universität Minsk/Belarus, Minsk. Belarus, 5.4.2019, in russischer Sprache,
- Internationales Symposium „Museums in XXI Century: New Meanings, New Space, New Imagery“, ICOM Belarus, 9./10.4.2019, Minsk, in russischer Sprache,
- Jahrestagung der „Arbeitsgruppe Internationale Geschichte“ im Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands (VHD): „Außenbeziehungen und Erinnerung von der Antike bis in die Gegenwart“, veranstaltet vom 16. – 18. Mai 2019, Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt.
Foto: K. Janeke
Kontakt
Dr. Kristiane Janeke
janeke@kristianejaneke.de